Abschlagszahlung für Strom und Gas zu hoch?

Wenn du zu einem teureren Anbieter gewechselt bist, dein Verbrauch gestiegen ist oder dir eine Preiserhöhung vorliegt, dann steigt dein Abschlag für Strom und Gas. Ich zeige dir wie du überprüfen kannst, ob die Abschläge zulässig sind.

Inhaltsverzeichnis
  • Warum du dich gegen zu hohe Abschläge wehren solltest
  • Wie du dich gegen zu hohe Abschläge wehrst
  • Gründe für zu hohe Abschlagszahlungen und was du dagegen tun kannst
  • Zu hohe Abschläge vermeiden & Verbrauch selbst schätzen
Warum du dich gegen zu hohe Abschläge wehren solltest
Wenn du zu hohe Abschlagszahlungen leistest, dann erhältst du den zu viel bezahlten Betrag über deine Abrechnung zurück. Dennoch macht es Sinn, nicht zu hohe Abschläge zu leisten:

- Du gibst deinem Anbieter damit einen völlig unnötigen und kostenlosen Kredit. Dieses Geld kannst du besser nutzen.

- Im Falle einer Insolvenz des Anbieters ist dein Geld weg. Dies haben zum Beispiel die ca. 300.000 Kunden von BEV (2019) leidlich erfahren müssen.
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Mein Team und ich nehmen deine Unterlagen genau unter die Lupe. Ist die Preiserhöhung unrechtmäßig, holen wir dein Geld zurück. Wir scheuen keinen Streit mit deinem Energieanbieter – auch nicht vor Gericht.
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Wie du dich gegen zu hohe Abschläge wehrst
Als Erstes solltest du die angemessene Abschlagszahlung ermitteln. Alternativ zur kostenpflichtigen Verbraucherzentrale findest du hier eine einfache Formel, mit dem du deine Abschlagszahlung ganz bequem alleine berechnen kannst:

Schritt 1: Berechnung der vorausichtlichen Energiekosten pro Jahr
Verbrauch (3.000kWh) x Arbeitspreis (28 Cent/kWh) + Grundpreis (12x10€) = Vorraussichtliche Stromkosten / Jahr (960€)

Schritt 2: Berechnung des monatlichen Abschlags
Vorraussichtliche Stromkosten / Jahr (960€) ÷ Abschläge / Jahr (12) = Monatlicher Abschlag (80€)

Danach solltest du den Grund für den zu hohen Abschlag herausfinden und entsprechend dagegen argumentieren. Bei einer glaubwürdigen Begründung stehen deine Chancen gut, die Abschlagszahlungen wie gewünscht zu senken. Häufig reicht bereits ein kurzer Anruf bei deinem Energieanbieter aus. Sicherer ist allerdings, schriftlich Widerspruch einzulegen. Erfahrungsgemäß ist dabei eine E-Mail völlig ausreichend und du kannst dir einen Brief mit Einschreiben / Einwurf sparen. Setzen deinem Anbieter eine mindestens 14-tägige Frist und begründe, warum deine Abschlagszahlung zu hoch ist. Der Versorger ist dazu verpflichtet, die höheren Abschläge zu begründen, wenn er deiner Forderung nicht nachgehen möchte.
E-Mail-Vorlage
Verwende folgende E-Mail-Vorlage und passe sie an deinen persönlichen Fall an.
Betreff: Bitte um Reduzierung des Abschlags auf xx €
Kundennummer: [Ihre Nummer]
Vertragsnummer: [Ihre Vertragsnummer]

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein monatlicher Abschlag beträgt aktuell xx €.
Ich hingegen komme auf einen monatlichen Abschlag i.H.v. xx €.

Der Arbeitspreis und Grundpreis ist unstrittig. Ebenfalls unstrittig ist auch, dass ich nach §41 Abs (2) EnWG bzw. nach §13 StromGVV 12 Abschläge pro Jahr anzusetzen sind. Vor diesem Hintergrund müssen Sie von einem anderen Verbrauch ausgehen als ich. Daher möchte ich Ihnen an dieser Stelle glaubhaft machen, dass mein Verbrauch xx kWh/Jahr beträgt:
- Im vorangegangenem Jahr habe ich so viel Energie verbraucht. Es gibt keine Veränderungen in diesem Jahr (z.B. die Anzahl der Personen im Haushalt bleibt gleich), daher ist der Vorjahresverbrauch anzusetzen.
- Der Verbrauch wird im Vergleich zum Vorjahr deutlich sinken, da wir gedämmt haben, mein Haushalt sich verkleinert hat, da mein Sohn zwecks Studium ausgezogen ist, etc.
- Ich habe meine Strom-Zählerstände der letzten Woche notiert und auf das Jahr hochgerechnet. Es handelte sich hierbei um eine repräsentative Woche.

Da ich Ihnen glaubhaft gemacht habe, dass der Verbrauch niedriger ist als von Ihnen angesetzt, sind Sie zur Anpassung des Abschlags verpflichtet. Ich fordere Sie daher auf, die Abschlagszahlung auf xx € pro Monat anzupassen. Hierzu setze ich Ihnen eine Frist bis zum xx.xx.202x.

Herzliche Grüße
[Dein Name]
Gründe für zu hohe Abschlagszahlungen und was du dagegen tun kannst
Nach einem Anbieterwechsel verwendet der Stromanbieter nicht deine Verbrauchsprognose
Stattdessen verwendet er die Prognose deines zuständigen Netzbetreibers. Diese Prognose kann sich auf deinen Vorjahresverbrauch, dem des Vormieters oder auf Vergleichsgruppen stützen. Der Stromanbieter ist verpflichtet, höhere Abschläge zu begründen. Es lohnt sich daher, nachzufragen und gegebenenfalls Einspruch einzulegen. Auskünfte deines Netzbetreibers darüber, auf welcher Basis er seine Verbrauchsprognose getroffen hat, können dir helfen darzulegen, warum deine eigene Verbrauchsprognose geeigneter ist. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn du in einer kleineren Wohnung als die Vergleichsgruppe bewohnst, du häufig aus privaten oder beruflichen Gründen außer Haus bist, oder du Energiesparmaßnahmen ergriffen hast.
Du hast deinen Verbrauch reduziert, aber der Verbrauchsrückgang wurde nicht berücksichtigt
Wenn der Verbrauch sinkt (z.B. ein Kind zieht aus, usw.), dann kannst du deinem Versorger den zu erwartenden geringeren Verbrauch mitteilen. „Macht der Kunde glaubhaft, dass sein Verbrauch erheblich geringer ist, so ist dies angemessen zu berücksichtigen“ (§13 Abs (1) StromGVV). Hilfreich dabei ist, wenn du entsprechende Belege vorweisen kannst.
Der Versorger teilt die voraussichtlichen jährlichen Stromkosten durch 11 anstatt durch 12
Grundsätzlich darf der Stromversorger nicht verlangen, dass Kundinnen und Kunden in Vorleistung gehen. Das sieht in der Realität oft leider anders aus. Kritisch wird es, wenn der Versorger auch noch 12 Abschläge kassieren möchte. Denn dann zahlst du einen Abschlag, der 9% zu hoch ausfällt. Dagegen kannst du Einspruch einlegen.
Der Strompreis ist gestiegen
Die Abschläge dürfen sich bei Preiserhöhungen nur im gleichen Verhältnis erhöhen, wenn auch der Verbrauch gleich bleibt. Eine Erhöhung der Abschlagszahlung um 10%, weil die Preiserhöhung 5% betrug, ist bei gleichbleibendem Stromverbrauch somit nach §13 Abs (2) StromGVV nicht zulässig.
Zu hohe Abschläge vermeiden & Verbrauch selbst schätzen
Deine Abschläge sind anhand des Vorjahresverbrauchs zu berechnen. Wenn dies nicht möglich ist (zum Beispiel aufgrund eines Umzugs oder weil es keinen Vorjahresverbrauch gibt), dann darf die Abschlagszahlung geschätzt werden. Diese Schätzung muss sich nach dem durchschnittlichen Verbrauch vergleichbarer Kundinnen und Kunden richten. Wenn diese Kundinnen udn Kunden glaubhaft machen, dass der Verbrauch erheblich geringer ausfällt, so muss der Versorger dies angemessen berücksichtigen. Bei Preisanstiegen darf die Abschlagszahlung nur im gleichen Verhältnis erhöht werden (§13 StromGVV; §41 II EnWG).

Wie kannst du beim Stromanbieterwechsel im Voraus zu hohe Abschlagszahlungen vermeiden?
Bei länger bestehenden Vertragsbeziehungen sind überhöhte Abschlagszahlungen selten, weil der Stromanbieter verpflichtet ist, die Abschlagszahlung abhängig vom Vorjahresverbrauch zu ermitteln. Steigende Abschläge resultieren dann entweder aus einem gestiegenem Jahresverbrauch oder weil die Preise erhöht wurden. In den meisten Fällen kommen zu hohe Abschlagszahlungen daher bei einem Anbieterwechsel vor.

Beim Anbieterwechsel gibst du für gewöhnlich selbst den voraussichtlichen Jahresverbrauch an. Versuche daher deinen zukünftigen Stromverbrauch möglichst genau zu schätzen – zum Beispiel anhand der vorherigen Jahresabrechnung. Meiner Erfahrung nach fallen die bei Vergleichsportalen angegebenen Durchschnittsverbräuche pro Person grundsätzlich zu hoch aus. Darauf kannst du dich also nicht unbedingt verlassen. Hier snd ein paar Durchschnittswerte, die lediglich als grobe Orientierung dienen:

Haushaltsgröße = Strom (kWh/Jahr)
1 Person = 1.500
2 Personen = 2.500
3 Personen = 3.500
4 Personen = 4.250

Wie kann ich meinen Verbrauch selber abschätzen?

Deinen Stromverbrauch kannst du ganz einfach messen. Lies dazu deinen Stromzähler ab und notiere den Zählerstand. Genau sieben Tage später schaust du erneut nach und notierst dir den neuen Zählerstand. Die Differenz stellt deinen Verbrauch innerhalb einer Woche dar. Multipliziere diesen Wert mit 52, um deinen Jahresverbrauch abzuschätzen. Selbstverständlich handelt es sich hier nur um einen groben Wert. Je repräsentativer die Woche war, desto genauer ist deine Schätzung.
Stromanbieter wechseln
Genug von leeren Versprechungen und plötzlichen Preiserhöhungen? Dann wechsle zu Fairster, dem Anbieter für faire Energiepreise, nachvollziehbare Rechnungen und echten Ökostrom. Dein Anbieter soll für dich arbeiten. Nicht gegen dich.
Anbieter wechseln

Häufig gestellte Fragen und Antworten

Was ist eine Abschlagszahlung?

Arow

Abschläge sind monatliche Vorauszahlungen an deinen Energieanbieter, die sich an deinem voraussichtlichen Jahresverbrauch orientieren.

Wann sind Abschlagszahlungen zu hoch?

Arow

Wenn sie über deinem tatsächlichen Verbrauch liegen – zum Beispiel nach einem Anbieterwechsel, einer Preiserhöhung oder wenn der Verbrauch gesunken ist.

Warum sollte ich gegen zu hohe Abschläge vorgehen?

Arow

Du gewährst deinem Anbieter damit einen kostenlosen Kredit. Im Insolvenzfall – wie bei der BEV 2019 – ist dein Geld möglicherweise verloren.

Wie kann ich gegen zu hohe Abschläge vorgehen?

Arow

Errechne deinen realistischen Abschlag, kontaktiere den Anbieter - am besten schriftlich - mit deiner Begründung und setze eine Frist von mindestens 14 Tagen.

Welche typischen Fehler machen Anbieter bei der Abschlagsberechnung?

Arow

Sie berechnen auf Basis von Vergleichsgruppen, berücksichtigen einen Verbrauchsrückgang nicht oder teilen nach elf statt nach zwölf Monaten auf.

Darf mein Anbieter die Abschläge einfach erhöhen, wenn der Preis steigt?

Arow

Nur im gleichen Verhältnis zur Preiserhöhung – bei gleichbleibendem Verbrauch. Sonst ist die Erhöhung nicht zulässig.

Hast du weitere Fragen oder Anmerkungen? Dann schreib meinem Team und mir!